AKAZIENHONIG

Sucht man als Honigliebhaber in deutschen Supermärkten nach Akazienhonig führt kein Weg am Kauf von „echten“ und damit importierten Akazienhonig vorbei. Akazien wurden Anfang des 18. Jahrhunderts aus Amerika als Parkbepflanzung vom Botaniker Jean Robin in Europa eingeführt. Die Akazie ist ein anspruchsloses Gewächs, das besonders in tropischen und sub-tropischen Gebieten beheimatet ist. Echter Akazienhonig stammt daher hauptsächlich aus dem südlichen Osteuropa, Afrika oder Australien, wo in mediterranen Klimazonen weite Akazienwäldern oder Hainen gedeihen. Die in Österreich heimische Art wird nicht als Akazie, sondern als falsche Akazie, Scheinakazie oder Robinie (Robinia pseudoacacia) bezeichnet. Im täglichen Sprachgebrauch wird Robinienhonig allerdings oftmals als Akazienhonig bezeichnet, da beide Pflanzen eng miteinander verwandt sind und ihr Honig ähnliche Eigenschaften vorweist.

Die Akazie ist ein primär laubwerfender Baum und verliert ihre Blätter während der Trockenzeit. Sie ist nicht Sommergrün und blüht deshalb zwischen April und Mai. Die Robinien sind sommergrüne Bäume oder Sträucher, deren Blütenkronen weiß, lila oder rosa sind und locker und licht wachsen. Beide Pflanzen besitzen große, weiße und duftende Blütentrauen, die Bienen einen reichen Vorrat an Nektar und Pollen bieten. Wie die Akazie wächst auch die Robinie auf weichen, trockenen Böden. Feuchtes oder schweres Erdreich bekommt ihr nicht, da sie dort nicht genug Nektar produzieren kann, um bestäubende Insekten in ausreichender Zahl anzuziehen. Ihr Holz ist in der Landwirtschaft sehr begehrt, da es außerordentlich hart und feuchtigkeitsresistent ist. Da Akazien in Deutschland nicht heimisch sind und auch die Gewinnung von Robinienhonig oft saisonal beeinträchtig sein kann, haben falscher wie echter Akazienhonig ihren Preis.

Akazienhonig ist gesund für uns und wichtig für die Bienen

Unterschiede hin oder her, für Bienen sind Akazien wie Robinien wichtige Nektarquellen. Die weißen Blütentrauben versorgen sie von Mai bis Juni mit einem reichhaltigen Angebot an Nektar und Pollen. Imker mit Robinien im Flugradius ihrer Bienenvölker können sich glücklich schätzen, da dieser Laubbaum (ähnlich wie Raps) eine ausgezeichnete Bienenweide darstellt. Als „Bienenweide“ bezeichnet man Blütenpflanzen, die besonders ergiebig Nektar und Pollen produzieren und deshalb vermehrt von Honigbienen angeflogen werden. Doch nicht nur die Bienen lieben den Nektar der Robinie. Auch Honigliebhaber wissen den milden klaren Honig zu schätzen. Öffnet man ein Glas Robinien- oder Akazienhonig verströmt sofort der intensive Geruch nach blühenden Akazienwäldern und milden Frühsommertage im Grünen. Hält man Robinienhonig gegen das Licht erkennt man gut die helle bis goldgelbe Farbe des durchsichtigen Honigs, in manchen Fällen sogar mit einem leichten Grünschimmer. Doch der Honig punktet nicht nur mit seiner einmaligen Farbe, die manchmal sogar ins grünliche changieren kann, Akazienhonig ist auch gesund.

Aus medizinischer Sicht wird Akazienhonig eine gute Wirkung vor allem gegen Husten und bei Erkältungen zugeschrieben. Dank seines hohen Fruchtzuckeranteils (Fructose) bleibt er besonders lange flüssig und kristallisiert manchmal erst nach Jahren. Das Verhältnis von Fruchtzucker zu Traubenzucker (Glucose) ist annähernd gleich verteilt. Dank weiterer Wirkstoffe wie Spurenelementen, Mineralien, Vitamin C und Vitamine der Gruppe B ist Akazienhonig, wie auch alle anderen Honigsorten, sehr gesund und ein hervorragender, naturbelassener Energielieferant. Denn die Einfachzuckerverbindungen kann der Körper direkt aufnehmen, ohne sie vorher zu spalten, wie es bei Rohrzucker (Saccharose) der Fall ist.

Seine weitere Wirkung entfaltet Akazienhonig durch die Inhaltsstoffe Inhibine und Serotonin. Inhibinen wird eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben, sie sind antimikrobiell wirksam und besitzen eine positive Wirkung in der Vorbeugung und Behandlung von Verdauungsstörungen, Bronchialbeschwerden, Husten oder Erkältungskrankheiten. Serotonin ist eine hormonähnliche Substanz, die das Konzentrationsvermögen und das allgemeine Wohlbefinden steigert. Damit die wichtigen Inhaltsstoffe des Honigs nicht beschädigt werden und seine heilsame Wirkung erhalten bleibt, ist es wichtig diesen kühl zu lagern und vor unnötiger Lichteinwirkung zu schützen.

Akazienhonig ist dank seiner einmaligen Eigenschaften vielseitig einsetzbar

Ob als Hausmittel oder in der Küche – dank seines milden, lieblichen Aromas eignet sich Akazienhonig für fast jede Anwendung und ist eine gesunde Ergänzung in Salatdressings bis hin zu Kräutertee. Sein Aroma entfaltet sich besonders in warmen Speisen oder Getränken und dank seines milden, undominaten Aromas eignet sich Akazienhonig sehr gut zur Herstellung von süßen Speisen. Durch seine flüssige Konsistenz lässt sich Robinien- bzw. Akazienhonig sehr einfach dosieren. Ob in warmer Milch, Tee oder Kaffee, als süße Frühstücksverführung auf Brötchen, in Saucen, Salatdressings, Desserts, im Obstsalat oder beim Backen – den Anwendungsmöglichkeiten sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Probiere es am besten einfach selber aus!

Ist Akazienhonig vegan?

Wenn man nach den strengen Prinzipien des Veganismus lebt – Nein, dann ist keinerlei Honig erlaubt. In Vegan-Foren kursieren die wildesten Gerüchte und Geschichten, die die Aussage „Bienen werden als Nutztiere wie Huhn, Schwein und Rind ausgebeutet“ untermauern sollen. Angesichts des importierten Billighonigs der die deutschen Supermärkte dominiert und oftmals aus Imkereien mit industriellem Ausmaß stammt, mag diese Befürchtung auch begründet sein. In Imkereien dieser Größe werden tausende Völker gehalten und damit einher gehen oftmals Mittel und Praktiken aus der konventionellen Massentierhaltung, wie der Einsatz von Antibiotika oder ein fragwürdiger Umgang mit dem Lebewesen Biene. Bezogen auf kleine Hobbyimker, die ihre Arbeit aus Liebe und Faszination an den Bienen verrichten, scheint die Furcht vor Ausbeutung jedoch mehr als übertrieben. Angesichts der klimatischen Veränderungen und der Zuchtergebnisse der vergangenen Jahrhunderte wären unsere heimischen Honigbienenrassen heutzutage ohne die Fürsorge des Imkers meist nicht mehr überlebensfähig. Natürlich gibt es auch unter den heimischen Imkern schwarze Schafe, die sich nicht an einer wesensgemäßen Bienenhaltung orientieren und die Bienen beispielsweise durch das Flügelstutzen der Königin am Schwärmen hindern. Moderne Imker werden sich von solch überkommenen Praktiken jedoch weit distanzieren.

Der Vorwurf Akazienhonig oder generell Honig sei nicht vegan lässt sich jedoch auch durch eine natur- und wesensgemäße Bienenhaltung nicht entkräften. Denn der Imker bedient sich am Honig der Bienen, der als Nahrung für das Volk und als Reserve für den Winter produziert wird. Allerdings produziert ein Bienenvolk bis ca. 300kg Honig im Jahr – viel zu viel für den eigentlich Bedarf selbst eines sehr starken Volkes. Nur von diesem Überschuss nimmt der Imker. Sollte das Futter dennoch im Frühjahr einmal knapp werden oder die Bienen nicht genügend Nektar gefunden haben, sorgt der Imker für Nachschub. Hier ist anzumerken, dass beispielsweise auch ein zu großer Honigvorrat das Volk schwächen kann, da unnötig viel Kraft in das Aufwärmen des dafür benötigten Honiglagers fließen muss. Zudem eignet sich auch nicht jeder Honig als Winterfutter. Denn mancher Honig, wie beispielsweise der Waldhonig, enthält zu viele Ballaststoffe, die die Bienen während des Winters nicht ausscheiden können. Somit kann es durchaus Sinn machen einen Teil des Honigs aus dem Volk zu entnehmen und es – falls nötig – für eine reibungslose Überwinterung und bestmögliche Überlebenschancen des Bienenvolkes mit leicht bekömmlichen Zucker-Honigwasser zu füttern.

Für viele kleine Hobbyimker, die mit ihren Bienen für die Bestäubung der heimischen Natur sorgen, ist die Entnahme und der Verkauf des Honigs zudem die einzige Möglichkeit die hohen Unkosten der Bienenhaltung teilweise zu kompensieren. Die Bienenhaltung und den Konsum von Honig generell zu verteufeln ist daher wenig weitsichtig, denn jeder dritte Bissen hängt direkt oder indirekt mit der Arbeit der Bienen zusammen! Fehlen die Imker und ihre Bienen, fehlt auch deren Bestäubung und über kurz oder lang werden die Erträge der Landwirtschaft zurückgehen. Denn so fair und ökologisch die vegane Ernährung ist – ohne Bienen und Honig wird es auch weniger Äpfel, Bohnen, Melonen und Gurken und anderes Obst und Gemüse geben. Bevor sich also ein vegan lebender Mensch für oder gegen Honig entscheidet, ist es ratsam einen lokalen Imker zu kontaktieren und sich über dessen Haltungsbedingungen der Bienen zu informieren. Bezogen auf Akazienhonig, wird dieser wohl fast nie den veganen Ansprüchen genügen können, denn er wird meist kommerziell hergestellt und nach Deutschland importiert. Eine sichere Alternative ist der deutsche Robinienhonig vom Imker Nebenan. So kann auch ein ethisch vegan lebendes Schleckermaul ohne Bedenken Honig genießen und indirekt zur Artenvielfalt in seiner direkten Umgebung beitragen.